Mittwoch, 6. Juli 2011

Flexibilität

Ein wenig flexibel sein muss man bei einer selbstgestrickten Reise schon, beschweren beim Reiseleiter und Geldzurückgarantie bei Unzulänglichkeiten sind ausgeschlossen. Gut so, neigen wir daheim doch dazu,uns zu beschweren, wenn wir für unser Geld nicht die erwünschte Gegenleistung erhalten. Und natürlich wollen wir das Gebotene auch möglichst günstig und trotzdem 100% Qualität. Geiz ist geil, oder doch nicht?
Was wir uns daheim kaum vorstellen können, ist anderswo auf der Welt jederzeit Realität: Umsturz, Völkermord und Krieg. Je ärmer und weniger entwickelt ein Land ist, umso leichter tun sich machthungrige Politiker und Geschäftsleute, mit Gewalt die Verhältnisse zu ändern.Auf die Strasse gehen die kleinen Leute, hinterher sitzen aber doch wieder ganz andere an den Schaltern der Macht.
So geschehen auch in Kirgisistan, ein Land auf unserer Route zwischen Kasachstan und Tadschikistan. Nach der - von den USA gepushten - sogenannten Tulpenrevolution vor ein paar Jahren gab es im April 2010 einen blutigen Aufstand gegen Präsident Bakijew, der allzu selbstherrlich die wichtigsten Posten mit Familienmitgliedern besetzte, die Opposition verhaften ließ und zuletzt das Präsidentenamt wie in einer Monarchie vererben wollte. Nach dessen Vertreibung ging es bei den Clans um die Verteilung von Land, Wasser, Energie und die Kontrolle der Großmärkte sowie politische Einflussnahme. Nur 2 Monate später kam es zu ethnischen Übergriffen mit 2000 Toten. Die Hauptleidtragenden des Aufstands waren die Uzbeken, die etwa 15% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Vor allem in ihrer Hochburg Osh wurden sie schikaniert, getötet, geschlagen und ihre Häuser angezündet, während die meist kirgisischen Soldaten und Polizisten unbeteiligt daneben standen. Hier ein paar Eindrücke aus dem letzten April:


Die Grenzen, die zunächst alle geschlossen waren, wurden nach und nach wieder geöffnet, und die Lage beruhigte sich. Die östlichste Grenze bei SanTash ist jedoch immer noch geschlossen. Diese wollten wir ursprünglich nehmen, nicht nur, um den Charyn-Canyon in Kasachstan zu besuchen, sondern auch den Issyk Köl-See und das herrliche TienShan-Gebirge südlich davon mit der Stadt Karakol.
Sollte sich daran in den paar Wochen bis zu unserer Ankunft nichts geändert haben, müssen wir die westlichere Grenze bei Bishkek nehmen. Ob dann direkt nach Osh in den Süden, oder doch lieber zuerst östlich an den Issyk Köl und anschließend auf kleinen Wegen quer durch Kirgisistan, das werden wir vor Ort entscheiden. Trotzdem habe ich schon mal das Garmin 278 mit den neuen Routen und Waypoints gefüttert.

Hartmut soll morgen sein Moped aus dem Zoll in Vladivostok bekommen, eine Woche später will er in Ulan Ude sein und dort sein Visum für die Mongolei beantragen. Hoffentlich klappt alles, dann werden wir uns am Samstag in einer Woche in Ulan Bator wiedersehen.
Bei mir ist am Wochenende erst mal einpacken angesagt. Die letzten Tage habe ich mit Ulli noch einen Hauch des heimischen Kultursommers geschnuppert, bevor es in die Ferne geht. Neben einem klassischen Konzert des Mainzer Staatsorchesters hat uns besonders Candy Dulfer wieder gut gefallen, die auf der Zitadelle auftrat. Im YouTube-Fenster könnt ihr den bekanntesten Song von ihr hören.

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