Montag, 25. Juli 2011

Altai


irgendwo, 24.07.2011
wunderbare Piste
schwierige Passage

Morgens um 7 Uhr wird es im Zelt unerträglich heiß, es gibt Kaffee und wir packen alles zusammen. Die Piste ist wieder schwierig, viele Sandpassagen. Damit ich die beiden Packsäcke nicht ständig im Rücken habe, habe ich sie diesmal ganz nach hinten geschoben und festgezurrt mit dem Ergebnis, dass der Ortlieb-Packsack durch die heißen Auspuffgase ankokelt. 2 T-Shirts sind von innen mit dem Plastik  verbacken, die kann ich wegwerfen. Auf halben Weg muss ich wieder alles umräumen, was schon mal eine halbe Stunde dauert. Hartmut ist froh, als wir nach 100 km eine schnelle Piste finden, müssen uns diese aber mit einigen LKWs und Autos teilen. Ich wäre lieber die langsameren, aber einsameren Wege gefahren, zumal auf der "Schnellstrasse" ein wahnsinniger Staub alles einsaut.
Gepäck neu sortieren im LKW-Staub
was macht der Mann auf dem Mond ?
Kamele
Adler
Neben einem Adler sehen wir viele Kamele. Unterwegs bemerke ich dann, dass meine Hinterradbremse nicht mehr geht. Kurz vor Altai treffen wir 2 Bayern auf dicken BMWs mit 42 l-Tank, die die Gegenrichtung fahren. Kurzer Plausch, und wir erfahren, dass der Grenzübergang nach Russland am Wochenende geschlossen ist.Das bedeutet, wir müssten ein höllisches Tempo vorlegen und alle Nebenrouten vermeiden, wenn wir noch vor dem Wochenende an der Grenze durchwollen. Eigentlich keine gute Voraussetzung für die schwierigen Pisten und das Erlebnis Urlaub in der Mongolei.
Ein paar Kilometer weiter finden wir mit dem Tulga Hotel eine komfortable Unterkunft in Altai. 164 km waren es heute, etwa die Hälfte der Mongolei haben wir durchquert, nur meine Hinterradbremse ist defekt, sonst ist alles ok. Die Überprüfung ergab, dass es wohl der Hauptbremszylinder ist, der kaputt ist. Er baut einfach keinen Druck mehr auf. Muss jetzt erst mal bis Almaty mit der vorderen Bremse halten, dann hoffe ich, dass Helmut mir ein Ersatzteil mitbringen kann. Im Tulga Hotel sind auch ein paar Franzosen untergekommen, die in 2 Geländewagen von Seoul zurück nach Frankreich fahren, und zwar alle paar Wochen mit wechselnder Besatzung. Sie waren wohl abseits der Hauptstrassen unterwegs, was so schwierig gewesen sein soll, dass sie irgendwann umgekehrt sind.
2 Bayern in der Mongolei
Traveller vor dem Tulga Hotel in Altai
unser Gepäck - teilweise
Mit Mühe finden wir ein Restaurant, es ist Sonntag. Nach dem Essen gehen wir etwas einkaufen. Beim Verlassen des Ladens macht uns ein offenbar bekiffter oder besoffener Mongole an. Shake Hands genügt ihm nicht, und plötzlich hat er ein Messer in der Hand. Zum Glück hupt ein Mongole aus dem Auto, und der Typ läßt uns gehen. Im Internet-Laden sitzen 15 aggressive Kids bei Ballerspielen, Hartmut gelingt es zwar, einen Platz zu bekommen, aber es läuft so gut wie nichts mit Internet. Wir probieren es morgen früh noch einmal bei der Post. Ein paar Franzosen auf dem Weg von Seoul nach Frankreich, die im selben Hotel übernachten, machen mit ihren Autos eine Barriere um unsere Mopeds, damit nichts geklaut wird. 

das erste mal im Zelt


Bayankhongor, 23.Juli 2011.
Aufpacken vor dem Hotel Seoul
Heute war ein Klasse Tag. Blauer Himmel begrüßte uns beim Aufwachen. Wir holen nach dem Kaffee die Mopeds aus der Garage, packen alles drauf, kaufen noch etwas ein, und fahren zum Tanken. Wie immer wollen die Mongolen nicht nur alles wissen, sondern fassen auch alles an. Bei meiner XChallenge ein gefährliches Unterfangen, beim Beladen fällt sie wieder um. Durch die Beladung ist der Seitenständer einfach zu lang, und sie kippt gerne in die Gegenrichtung. Wir treffen noch ein deutsches Pärchen, das als Entwicklungshelfer in Bayankhongor arbeitet und sehr mit seiner Situation zufrieden ist.
Nach dem Tanken geht es Richtung Altai, den ursprunglich geplanten Umweg über die Biger-Senke trauen wir uns nicht zu, die normale Piste ist schwierig genug. Wieder einmal stelle ich auch fest, dass Hartmut und ich eine unterschiedliche Sicht der Reise haben. Hartmut spricht bei jedem neuen Kontakt von seiner Weltumrundung, und tatsächlich hat er ja auch schon 20000 km hinter sich gebracht. Für ihn liegen Russland und die Mongolei schon auf demselben Kontinent wie sein Ziel Berlin, es gibt keinen Ozean, der ihn noch davon trennt. Er möchte vor allem dieses Ziel schaffen, nämlich seine Weltumrundung zu vollenden. Je mehr Teerstrassen und je weniger Umwege, desto leichter erscheint ihm das, und den ganzen Tag auf dem Moped zu sitzen und nur zu fahren, ist für ihn kein Problem. In Russland ist er irgendwo an einem einzigen Tag 1380 km gefahren, weil es "dort einfach nichts zu sehen gab".
Für mich ist die Mongolei der Beginn einer lang vorbereiteten Reise mit den Schwerpunkten Mongolei und Tadschikistan. Ich bin 1 Jahr nicht Motorrad gefahren und muß mich erst mal wieder daran gewöhnen, Hartmut dagegen sitzt seit fast 3 Monaten ununterbrochen auf seinem Gefährt. Mein Interesse gilt den Menschen und der Landschaft, weniger den Städten. Unglücklicherweise bin gerade ich es aber auch, der auf Grund seines begrenzten Urlaubs viel stärker auf die Zeit achten muss als Hartmut. Ich habe auch schnell gemerkt, dass mehr als 200 km am Tag in der Mongolei kaum möglich sind. Da wir aber momentan genau im Zeitplan liegen, sollte es doch möglich sein, den einen oder andern Abstecher in die Berge noch zu machen. Mal sehen, wie ich mich mit Hartmut einigen kann.
entlang der Gobi
Mittagsrast
Wasserdurchfahrt
der Fluss ???
an einem Trucker-Parkplatz
Pferde auf dem Truck
und in der Natur
Es geht an der Wüste Gobi entlang, und die Sandpassagen nehmen zu. Mit Mühe nur kann ich  einen Sturz vermeiden, zweimal lasse ich in einer Kurve das Moped einfach geradeaus ausrollen. Nach 100 km genießen wir die Mittagspause irgendwo in der Steppe. Die Fischkonserven schmecken scheußlich, aber die Pause tut gut. Bis auf die öligen Konserven nehmen wir jeglichen Abfall schön brav wieder mit. Die Mongolen werfen ihren Müll einfach aus dem Fenster, der Wind wird alles schon irgendwohin blasen.
Buutsaagan

Weiter Richtung Buutssagaan, die Piste ist schwierig, und Hartmut legt ein Höllentempo vor. Irgendwann reicht es mir, ich fahre einfach mein eigenes Tempo, um Stürze zu vermeiden. Unterwegs sehen wir einige Adler, Kamele, jede Menge Pferde und Ziegen, außerdem hamsterartige Nagetiere.
In Buutssagaan genehmigen wir uns ein kaltes Bier, woaaaa, das zischt.
 Wir kaufen noch ein paar Büchsen für den Abend, und in einem Höllentemo fahren wir noch weitere 40 km bis zu unserem Lagerplatz irgendwo mitten in der Mongolei. Ein Auto und 2 Mopeds fahren in der Ferne vorbei, aber wir sind hier wirklich ganz alleine mitten in der Steppe.Es gbt Suppe, Brot und ein paar Süßigkeiten, dann geht es in die Kiste. Genau das, was ich mir gewünscht habe. Mir gefällt es heute unbeschreiblich gut.

























Einkaufen in Buutsaagan
der mobile Kameramann





na dann Gute Nacht!




endlich Piste

22.Juli 2011
Blick aus dem Hotel in Arvaikheer
Morgens Kaffee, Hartmut gönnt sich auf nüchternen Magen schon ein Omelett mit Hackfleisch. Als wir packen wollen, beginnt es zu regnen. Schiiiiiiiit! Wir machen uns aber trotzdem auf den Weg, an einem interessanten Denkmal - offenbar für ein Pferd, das viele Preise gewonnen hat - vorbei, und nach 30 km ist die Teerstrasse zu Ende.Der Regen hört zum Glück auch auf. Auf irgendeiner von vielen Pisten, die alle in dieselbe Richtung gehen, versucht sich jeder seinen Weg zu bahnen.
welche Strasse soll's denn sein ?
Hauptverbindungsstrasse in der Mongolei
Wider Erwarten geht es ganz gut, die Weichsandstellen sind durch den Regen besser zu befahren als gedacht. Leider sieht man parallel zu den vielen Wegen schon die Arbeiten für die neue Teerstrasse zwischen Arvaikheer und Bayankhongor. Wird sicher noch Jahre dauern, bis sie fertiggestellt ist, aber der absolute Outdoor-Charakter einer Mongolei-Reise wird dadurch verloren gehen.
Nach etwa der Hälfte der Strecke fahren wir an einigen Gers vorbei und entdecken plötzlich 4 dicke Motorräder. Russen auf dem Weg nach Vladivostok, die gerade in einem Ger zu Mittag essen. Das lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen. Es gibt Tee mit Milch und eine Suppe mit Hammelfleisch. Geheizt wird mit Dung, Holz gibt es hier ja nicht. Wider Erwarten absolut geruchsfrei mit prima Heizleistung.
Die heiße Suppe schmeckt gut, und tut gut. Nach den 32°C vom Vortag sind wir heute bei teils nur 13°C gefahren, erst als die Sonne herauskam, wurde es wärmer.

das sind keine mongolischen Mopeds ...
sondern die der 4 betuchten russischen Abenteurer
geschäftstüchtige Familie
Anschließend geht es weiter über die Pisten, die Landschaft wird hügeliger, und es gibt große Herden von Pferden und Ziegen.
Ziegen so weit das Auge reicht
Pferde und Reiter
Gewitterfront
ohne Bäume auf dem Moped gefährlich
weiterfahren oder Schutz suchen ?
doch lieber im Ger unterkriechen
kommt nicht jeden Tag vor, dass Fremde vorbeikommen
Hightech gibt es auch in der Jurte
auf guten Pisten ist der Regen schnell verschwunden
Oovo
Immer wieder kleine Ansammlungen von Gers. Zu einer solchen flüchten wir auch, als der Himmel schwarz wird und ein Gewitter übers Land fegt. Wie selbstverständlich können wir den schlimmsten Schauer in einem Ger abwarten, man bietet uns sogar etwas zu Essen an, was wir aber aus Vorsicht um unser Wohlergehen ablehnen. Nach einer guten Viertelstunde können wir weiter, und die Pisten sind nicht einfacher geworden. Endlich , nach 221 km und 7 Stunden Fahrtzeit, erreichen wir Bayankhongor. Kurz vor dem Hotel kann ich das Moped beim Rangieren nicht mehr halten, und es fällt um. Allein bekomme ich es nicht mehr hoch, aber noch bevor Hartmut etwas merkt, haben mir schon 2 Mongolen beim Aufheben geholfen. Abends wird dann der erste Offroad-Tag mit einem fürstlichen Gelage und dem ersten Vodka gefeiert.
Chicken ist in der Mongolei 3 x so teuer wie zartes Rindfleisch
        

Donnerstag, 21. Juli 2011

jetzt geht's los

Heute ist strahlend schönes Wetter, es soll die nächsten 2 Tage 35°C heiß werden. Gerade richtig, um Ulan Bator den Rücken zu kehren. Habt ihr gewußt, dass die Durchschnittstemperatur im Januar hier 27°C minus beträgt mit Spitzenwerten von 47,9°C minus? Im Juli dagegen liegt der Durchschnitt bei 17°C plus, und dann fallen auch die meisten Niederschläge mit 180 von 200 mm übers ganze Jahr.
Hartmut im Gespräch mit Andreas Huelsmann
Wir werden gleich die Motorräder bepacken, bezahlt haben wir schon, der Reiseführer Ulan Bator ist auch entsorgt.  Mein Moped ist dermaßen überladen, dass ich den Seitenständer nur noch ausklappen kann, wenn ich das Moped zur gegenüberliegenden Seite neige. Werde am Abend mal mehr Druck in den luft-gefederten Dämpfer machen, vielleicht hilft das. Ansonsten muss mir Hartmut so manches Mal beim Absteigen helfen, damit die schwer beladene Kiste nicht kippt.
Nach 1 Stunde durch Ulan Bator im Berufsverkehr und noch einem kurzen Photo-Stop am Sükhbaatar Platz (siehe Hartmut's Blog) geht es westlich aus der Hauptstadt, den ersten Tag bis auf eine 10 km-Umleitung noch auf einigermaßen guten Teerstrasse entlang grüner Hügel, weißer Jurten und Pferden, Ziegen, Schafen, Yaks und Rindern. Hier gibt es weder Bäume noch Zäune, die Tierherden laufen völlig frei über die Steppe.
noch Teerstrasse
die ersten Yaks
Pferde suchen Schatten
... und Abkühlung
Grillen sind hier etwas größer
Nach 280 km streifen wir am Ger Camp Bayangobi die Mongol Els(Elsen Tasarkhai), ein Wander-Dünenfeld. Hier wollten wir ursprunglich übernachten, als noch der Umweg über Kharkhorin und den Orkhon-Wasserfall auf dem Plan stand. Die 2-tägige Verspätung hatte uns aber bewogen, auf den Ausflug nach Kharkhorin, wo Chinggis Khaan seine Truppen sammelte, zu verzichten und den direkten Weg nach Arvaikheer zu nehmen, auch wegen der guten Teerstrasse. Hartmut's Argumentation, nicht schon am Anfang in Zeitnot zu geraten, war angesichts unseres dritten Mitfahrers Helmut, den wir am 4.August  in Almaty treffen wollten, nicht umzustossen. Also liessen wir das Ger Camp links liegen und fuhren am ersten Tag insgesamt 441 km bis nach Arvaikheer. So nach und nach begann ich mich an die schwere Last auf dem Moped zu gewöhnen, nur mein Hintern war nach über 7 Stunden schlichtweg überfordert. In Arvaikheer fanden wir ein annehmbares Hotel mit Garage, in die wir die Bikes einschließen konnten. Nach der warmen Dusche schmeckte das Bier und die warme Suppe, selbst wenn deren Grundlage Hammel war. Juhu, ich bin unterwegs, der erste Tag liegt hinter mir. 
Mongol Els (Elsen Tasarkhai)



die ersten Kamele
Hammelsuppe mit Teigtaschen