Dienstag, 19. April 2011

(F)isa & Co

Der Flug über Peking nach Ulan Bator ist heute in wenigen Minuten online gebucht. Schwieriger schon der Motorrad-Transport, den ich über die Pan-Europa Spedition abwickeln lasse. Zwecks Vermeidung von Zöllen, die man bei Ausreise kaum wiederbekommt, ist in der Mongolei ein Carnet ATA notwendig, das von der IHK für ihre Firmenmitglieder ausgestellt wird. Ok, Hartmut ist ja Kameramann, eine umfangreiche Ausrüstung fahren wir auch mit uns spazieren, und Reiseberichte sowie Foto und Film darüber planen wir auch zu veröffentlichen. Als Reiseschriftsteller ist das Motorrad dann "Berufsausrüstung", und nach Vorfahrt beim Zoll mit einem Großteil des Gepäcks war das Carnet gebongt. Eine Kiste musste her! Zunächst besorgte ich mir eine aus Metall vom Motorrad-Händler, die sich aber als zu klein für das viele Zubehör herausstellte.
Kiste zerlegt
Der nächste Versuch war eine Kiste aus Holz, mit der eine Goldwing aus den USA nach Hause zurückgebracht wurde. Leider waren die Wände nur getackert, der Rest genagelt, so richtig Vertrauen hatte ich nicht.Kurzerhand nahm ich das Ding auseinander, die Maße wurden verkleinert, alles verstärkt und verschraubt, und das Moped zerlegt und samt Koffern, Campingsachen und übrigem Zubehör darin verzurrt. Nur, wie sollten die 350 kg auf den Hänger kommen? Bei spedition.de wird dir geholfen. Ich fand ein Angebot zu einem Preis, für den ich die Kiste nicht selbst hätte nach Tamm fahren können. Am Abend vorher legte ich doch noch einmal das Metermaß an, da die Kiste mit einer Ameise in voller Breitseite erst mal von der Garage zum Bürgersteig gezogen werden mußte. Garage ok, Hoftor ok, aber was für ein Schreck, da ragte doch eine Stufe in den Weg; 20 cm hoch, gerade etwas zuviel für den Gabelstapler! Am nächsten Morgen um 6 Uhr raus, nochmals die Kiste zerlegt, alles um 3 cm gekürzt, zusammengeschraubt und ... es passte! Inzwischen ist sie wohl schon unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn.
fast fertig
Mein internationaler Führerschein war noch gültig, einen internationalen Fahrzeugschein gab's in 10 Minuten bei der Zulassung. Wenn es nur bei den Visa genauso einfach ginge! Zahlreiche Visa-Agenturen leben davon, dass Reisende sich durch die vielen unterschiedlichen Formulare und ständige Änderungen schlichtweg überfordert fühlen. Man zahlt gerne 30 Euro extra, wenn man den Problemen dadurch aus dem Weg gehen kann. Bei insgesamt 8 Visa war mir das allerdings zuviel, und Länder wie Kasachstan verlangen inzwischen das persönliche Erscheinen des Reisenden bei Beantragung und Abholung des Visums. Wer weiß, wie umgekehrt Kasachen zu Kreuze kriechen müssen, um an ein deutsches Visum zu gelangen, kann das sogar verstehen. In Frankfurt jedenfalls öffnet das Konsulat um 9 Uhr morgens, dann stehen aber schon 250 Menschen an, teilweise seit dem frühen Morgen. Die meisten waren kasachische Familien; von 6 Leuten stellt sich immer einer an, die andern vertreten sich die Beine oder treffen Bekannte. Alle 10 Minuten wechselt das, es ist ein ständiges Kommen und Gehen in dichtem Gedränge, ohne daß man selbst weiterkommt. Pässe und Anträge werden an Bekannte weitergereicht, die weiter vorne stehen. Wenn man mit deutscher Eile weiter will, wird es schnell auch mal ungemütlich. Wie immer kommt das Gute zum Schluss: das Konsulat macht nämlich nicht um 12 Uhr zu, wie es angeschrieben steht, sondern sie arbeiten die ganze Schlange ab. Es ist also stressfreier, erst kurz vor der offiziellen Schließung zu kommen. Und irgendwann hat man es, das Visum. Neben Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Aserbaidschan habe ich auch schon das 90-Tage-Business-Visum für Russland, das ich wegen der notwendigen Einladung über eine Agentur beantragt hatte. Zur Zeit ist das Turkmenistan-Visum in Arbeit, und als letztes werde ich dann noch das mongolische Visum beantragen, da dieses ab Ausstellungsdatum nur 3 Monate gültig ist. Nur gut, dass die Reise keine 2 Wochen dauert, sonst wäre mir dieser Behördenkram dafür echt zuviel, von den rund 600 Euro für die (F)isa ganz zu schweigen. In Südamerika letztes Jahr brauchte man weder Visum noch ein Carnet! Aber da war ich ja schon, bei Dschinghis Khan noch nicht.

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